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 02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff

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Jaakov Evans

Jaakov Evans


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BeitragThema: 02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff   02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff EmptyMo März 05, 2012 11:14 am

Apathisch starrten die mischblauen Augen durch den beinahe winzigen Raum, hinüber zu der verschlossenen Tür, die, wie er wusste, nach draußen führte. Der einzige Ausgang aus diesem elenden Kerker, der im Grunde nichts weiter war als eine einfache Holzhütte im Wald. Und trotzdem stellte eine einfache Tür so ein großes Hindernis für ihn da. Wenn man genauer hinsah, dann konnte man in ihr tiefe Dellen und Kratzer entdecken. Zudem hatte sich in den eingeritzten Furchen getrocknetes Blut gesammelt. Alles deutete darauf hin, dass jemand versucht hatte mit aller Kraft durch diese eine Tür zu gelangen. Und genau das hatte er versucht. Er hatte es mit dem Hocker versucht, mit dem Kerzenständer, mit der bloßen Faust, hatte auf die Tür eingeschlagen und sich verzweifelt an ihr festgekrallt und all das nur, weil er hier unbedingt raus wollte. Raus aus diesem Albtraum. Zum Schreien hatte er schon längst keine Kraft mehr und ohnehin fühlte er sich so ausgelaugt wie schon lange nicht mehr. Und er hatte Hunger. Oder Durst? Irgendein... merkwürdiges Gefühl. Er fühlte sich auf jeden Fall leer. Wie viel Zeit war wohl vergangen? Tage? Wochen? Jahre? Nein, das war sehr unwahrscheinlich. Dennoch - er wusste es nicht genau. Er wusste nur, dass er um jeden Preis hier raus wollte. Raus und zurück in das Waisenheim, wo er sicher war. Er wollte hier nicht sterben.
Kraftlos setzte er sich auf, zog die Beine an den Körper und ließ seinen Blick durch das beinahe quadratische Zimmer wandern. Diese Tür, die nach draußen führte, war nicht die einzige. Da gab es noch zwei weitere. Eine führte in ein kleines Badezimmer mit Toilette, Waschbecken und Dusche. Die Andere kam der Freiheit nicht einmal Ansatzweise gleich. Sie führte wahrhaftig in die Hölle. Jaakov hatte es schon gewagt. Er war die Treppe nach unten gegangen, nach unten in den dunklen Keller und hatte es gesehen. Sie oder ihn... Es. Was auch immer es mal war, nun war es tot. Genau. Da unten im Keller lag eine Leiche. Sie lag neben einer Gefriertruhe und diese war zu allem Überfluss noch mit Blutkonserven gefüllt. Letzten Endes hatte er seinen gesamten Magen neben der Leiche entleert und war wieder nach oben gerannt. So schnell wie er noch nie gerannt war. Erst danach hatte er den Zettel gefunden, der auf dem Schreibtisch gelegen hatte. Er enthielt nicht viele Text, nur die auffordernden Worte:„Friss oder Stirb!“ Immer und immer wieder hatte er diese drei Worte gelesen und bei jedem Mal überkam ihn ein eiskalter Schauer. Wenn das, was er sich in der Zwischenzeit zusammengereimt hatte, stimmte, dann... konnte er nur hoffen, dass das alles hier nur zu einem unglaublich schlechten Scherz gehörte. Doch daran zweifelte Jaakov mittlerweile stark.
Der Radius seines Blickfeldes verkleinerte sich schlagartig, die Umgebung verschwammen langsam aber sicher während alles um ihn herum gleichzeitig dunkler wurde. Er wusste, dass er gleich wieder in Ohnmacht fallen würde, also legte er sich wieder auf die Matratze und schloss die Augen. Es pochte in seinem Kopf und das Rauschen der Blätter im Wind war trotz der mit Holzbrettern verhangenen Fenster schrecklich laut. Wenigstens war ihm nicht kalt. Obwohl keine Heizung vorhanden war und man ihm auch keine Decke gelassen hatte. Einzig sein langer, grauer Wollpullover bedeckte den ausgemergelten Körper. Irgendetwas war vollkommen anders. Irgendetwas war mit ihm passiert. Doch er wusste nicht was. Er konnte sich an rein gar nichts mehr erinnern. Wahrscheinlich müsste er sich nun mit dem Gedanken abfinden, hier sterben zu müssen...
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David Green

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BeitragThema: Re: 02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff   02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff EmptyMo März 05, 2012 2:52 pm

Es war einer der wärmsten Tage seit dem Winter gewesen und so hatte er beschlossen endlich einmal wieder im Wald spazieren zu gehen. Die Sonne war zwar noch nicht untergegangen, aber sein altes und kleines Häuschen stand am Rande der Stadt, beinahe direkt an der Stadtmauer, die er leicht durch die Hintergärten überwinden konnte und somit in den angrenzenden dichten Wald fliehen konnte. Er hatte seinen neu erworbenen MPMan F10 mit Mozarts Requiem bespielt und sich die Kopfhörer nun auf die Ohren geschoben. Es war eines der neusten Erfindungen und zur Abwechslung hatte es einmal Potenzial. In den letzten Jahrsehnten hatten sich die Menschen viel Blödsinn einfallen lassen, aber ein gerät, auf dem man die Lieder von seinem Computer speichern konnte, um sie so auch ohne Kassette und Walkman hören zu können, das war praktisch. Es passten zwar nicht mehr als zwei Lieder auf einen MPMan, aber auch dafür würden sie sicher eine Lösung finden, fanden sie ja immer. Eingepackt in einen groben Strickpullover und das Gesicht bis über den Mund in seinen Schal gehüllt, die Hände in den Hosentaschen, so spazierte er nun schon seit mehr als drei Stunden durch den Wald, der langsam zum Leben erwachte. Der Wind fuhr durch die neu beblätterten Äste und trug ihm die verschiedensten Gerüche zu. Das Laub des vergangenen Jahres lag noch auf dem Boden und begann langsam modrig zu riechen, bald würde es verrotten. Doch noch etwas anderes mischte sich in den Modergeruch und es stank eindeutig schlimmer als verrottendes Laub. Verwesung lag in der Luft und sein Magen zog sich zusammen, als wolle er sich übergeben, doch das tat er schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Süßlicher Gestank biss ihm in die Nase und dennoch folgte er ihm bis zu einer Hütte. Langsam schob er die Kopfhörer von seinem Kopf hinunter, bis sie an seinem Hals baumelten und vom Schal davor geschützt wurden hinunterzufallen. Mit zaghaften Schritten umrundete er die alte Holzhütte. Sie wurde im Winter ab und an von Landstreichern benutzt, zumindest hatte er sich so erklärt, weshalb sie hin und wieder bewohnt schien, doch nun drang ihm neben dem Verwesungsgeruch auch noch ein anderer in die Nase – Vampir. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Welcher Vampir hauste in einer Holzhütte, aus der so starker Leichenduft strömte, dass es selbst einem Menschen langsam auffallen würde? Das war mehr als unvorsichtig, schließlich lockte es nicht nur Menschen, sondern auch andere Vampire oder gar Wölfe an. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und seine Hand fuhr zum Türknauf, um den Vampir zur Rede zu stellen. Komisch, dass sich die Elite noch nicht darum gekümmert hatte, schließlich war dies auch ihr Revier. Die Tür war verschlossen. Irritiert blinzelte er. Hatte er sich etwa eingeschlossen? Nein, ein Vorhängeschloss fiel ihm nun ins Auge, welches noch zusätzlich angebracht worden war. Hier wurde jemand festgehalten und wenn ihn diese Tür aufhalten konnte, dann war er sicher noch nicht sehr alt. Mit erhobener Stimme und dennoch beruhigend versuchte er dem Hilflosen drinnen ein Zeichen zu geben. „Hallo? Hörst du mich? Wenn ja, halte dich von der Tür fern, ich komme rein!“ Und das tat er. Mit einem Ruck riss er das Vorhängeschloss ab und hob schließlich die Tür einfach aus den Angeln. Eine süßliche Wolke schlug ihm entgegen und kur hielt er inne. Widerlich. Ein wenig widerstrebend machte er einen Schritt in die Hütte und ließ seinen Blick umherschweifen. Sie war nicht besonders gut eingerichtet, nicht einmal ein ordentliches Bett gab es hier und aus dem Keller drang noch stärkerer Verwesungsgeruch. Dort von der Matte kam der Vampirduft und tatsächlich entdeckte er dort ein Häufchen Elend, auf welches er einen zaghaften Schritt zumachte. „Hallo? Bist du okay? Was machst du hier?“ Er sah nicht sehr gut aus und machte einen schwächlichen Eindruck. Hatte man ihn hier zum Sterben zurückgelassen? Das war nicht das Werk der Elite, doch die Rebellion hielt keine Gefangenen, zumindest nicht solche und Rekruten bildeten sie sofort aus, also musste dieser hier aus einem anderen Grund hier sein, oder?
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Jaakov Evans

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BeitragThema: Re: 02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff   02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff EmptyDi März 06, 2012 1:11 am

Einige Minuten nach dem Kampf gegen die Ohnmacht drohte das Land der Träume sich wieder an den Jungen zu ketten. Es war schwarz. Kein Licht. Es wäre ein traumloser Schlaf geworden. Doch da vernahm Jaakov ein Geräusch, welches viel zu real klang. Viel zu interessant, um jetzt zu schlafen. Etwa wie das Geräusch, wenn jemand versuchte eine verschlossene Tür aufzuziehen. Er kannte das Geräusch nur zu gut. Mühsam rang er sich dazu durch, die schweren Lider doch wieder zu öffnen und den Kopf sanft anzuheben, um sich einen Überblick zu verschaffen. Ein wenig orientierungslos blickte Jaakov sich in der abgedunkelten Hütte um und dachte für einen Augenblick, die Quelle des Lärms würde aus den Keller kommen. Doch das war mehr als unmöglich, denn da unten war, bis auf der oder die Tote, niemand gewesen. Lebende Tote? Zombies? Das gab es alles nicht. War es tatsächlich von draußen gekommen? Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass... Abwartend waren die matten Seelenspiegel auf die, für ihn, massive Tür gerichtet. Dann erklang eine Stimme. Nur in seinem Kopf oder war sie wirklich da? Sie gehörte auf jeden Fall zu einem Mann. Dessen Worte klangen so unwirklich, dass er glaubte zu halluzinieren. War es wirklich schon so weit? Sogleich darauf schossen ihm tausende Fragen in den Kopf, die allesamt von Zweifeln durchtränkt waren. Warum sollte man ihn ausgerechnet jetzt finden? Wie sollte dieser jemand diese Tür aufbekommen? ... Doch mit einem lauten Poltern tat sich etwas, dort draußen, in der Freiheit. Im nächsten Augenblick war sie auch schon offen. Die Tür. Einfach so. Mit schreckgeweiteten Augen starrte er in ein fremdes Gesicht, während er sich nur sehr langsam und mit viel Mühe begann aufzusetzen. Es war tatsächlich ein Mann. Aber wie hatte er...? Wie von selbst wich Jaakov zurück. Das konnte nur ein Traum sein. War er vielleicht schon tot? „Du...“, begann er ehe seine Stimme schon wieder versagte. Das kleine Wort ging in einem jämmerlichen Krächzen unter. Jaakov senkte senkte den Blick gen Boden, führte seine Hände an seinen Hals, als wolle er sich selbst erwürgen, schluckte schwer und unterdrückte Krampfhaft den Anflug eines Hustenanfalls. Dann nahm er die Hände wieder von seinem Hals und vergrub nun sein Gesicht in ihnen. Er hatte weinen wollen, doch es kamen längst keine Tränen mehr. Ob er okay war, wollte der 'Retter in der Not' wissen. Was für eine Frage! Nichts war okay! Überhaupt nichts! Man hatte ihn hier eingeschlossen und er hatte nicht die geringste Ahnung wieso. „I-Ich... Nein. ... I-ch weiß nicht...“, versuchte er die ihm gestellten Fragen mehr schlecht als recht zu beantworten. Dabei hatte er doch selbst so unglaublich viele Fragen. Allerdings zweifelte er daran, dass der Fremde, den Jaakov nicht sehr viel älter als zwanzig schätzte, ihm diese Fragen beantworten konnte. Immerhin war er doch nur zufällig vorbei gekommen, oder? Zögern ließ er die Hände nun wieder vollends sinken, blickte wieder zu dem Älteren hinüber, musterte ihn knapp. Und da begann auch schon wieder alles vor Jaakovs Augen zu verschwimmen. Verzerrte Grimassen grinsten ihn finster an und letzten Endes kippte er schlaff vornüber...
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David Green

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BeitragThema: Re: 02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff   02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff EmptyDi März 06, 2012 2:41 pm

Seine hellen gelbbraunen Augen flogen über den ausgemergelten Körper des jungen Mannes vor ihm. Er war beinahe noch ein Kind, so schien es dem inzwischen selbst so alten David, und das in mehr als einer Hinsicht. Er konnte keine drei Wochen alt sein und die Tatsache, dass man ihn hier gefangen hielt, machte die ganze Angelegenheit nicht besser. Offenbar war er allein, er spürte und hörte keine weiteren Lebenszeichen in der Hütte. Die Art und Weise, wie er zum Sprechen ansetzte und nur ein Krächzen herausbrachte, wie er die Hände um seinen Hals legte, ließ David ahnen, welches Problem der junge Vampir vor ihm hatte – Durst. Hatte man ihn hier etwa ohne Nahrung gelassen? Der süßliche Gestank ließ ihn erneut die Nase rümpfen. Vielleicht hatte man ihm eine Art Starterhilfe dagelassen, aber die war offenbar nicht gut angekommen. Mit verständnisvollem Blick nickte er und trat noch einen Schritt auf ihn zu, langsam und vorsichtig, um ihn nicht zu verschrecken. Als er schließlich doch einen Ton herausbrachte, lauschte er auf seine gestotterten Worte, doch bevor er ihm auch nur etwas Hilfreiches mitteilen konnte, begannen seine Lider zu flattern und er sank nach vorn. Rasch griff David nach seinen Schultern und bewahrte ihn davor auf dem Boden aufzuschlagen. Behutsam bettete er ihn auf seinen Rücken und strich ihm das Haar aus dem Gesicht. Sein Gesicht sah übel aus, seine Haut war besorgniserregend fahl und er wirkte wie ausgetrocknet. Offenbar stand er inzwischen kurz vor dem wahrhaftigen Tod. “Verdammt“, rutschte es ihm heraus und er sah sich einen Augenblick etwas hilflos um, dann richtete er sich auf und flog beinahe hinunter in den Keller, dem süßen Duft entgegen und tatsächlich – die Leiche war kaum noch menschlich und stank Übelkeit erregend. Mit einem leicht angewiderten Blick schob er sie mit dem Schuh beiseite, wobei sie ein ziemlich ekelhaftes Geräusch machte und man dennoch deutlich erkennen konnte, wo sie zuvor gelegen hatte. Wer auch immer das gewesen war, er wurde sicher schon eine ganze Weile vermisst. Seufzend blickte er sich um und fand tatsächlich wonach er suchte – Blut. Die Tatsache, dass der Junge da oben am Verdursten war, obwohl hier unten Blut gelagert wurde, ließ ihn darauf schließen, dass ihm nichts – aber auch wirklich gar nichts – erklärt worden war. Er keine Ahnung hatte, was mit ihm geschehen war. Super. Seine Laune rutschte ins Bodenlose, doch jetzt galt es den armen Kerl dort oben vor dem Tode zu bewahren und so schnappte er sich einige Konserven und eilte die Treppe wieder hinauf. Rasch schlitzte er einen der Beutel auf und träufelte vorsichtig etwas davon zwischen seine Lippen, wobei er seinen Mund mit der anderen Hand leicht öffnete. „Komm schon…“ Die Stimmen des Chors dröhnten beinahe höhnisch dramatisch zu Mozarts Requiem aus seinen Kopfhörern.
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Jaakov Evans

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BeitragThema: Re: 02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff   02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff EmptyMi März 07, 2012 5:38 am

Schlagartig war es kalt und stockfinster geworden. Der in sich zusammen sinkende, willenlose Körper wurde aufgefangen und sorgsam auf die Matte gebettet, doch Jaakov selbst bekam davon nichts mit. Denn er war, nicht zum ersten Mal seit den letzten Tagen, in der Besinnungslosigkeit gefangen. Nun galt es, sich wieder zurück in das Leben zu drängen oder gerettet zu werden. Das Leben des jungen Untoten stand, egal wie man es nun betrachtete, auf Messers Schneide. Während er nichts von dem, was sich um ihn herum ereignete, wahrnahm, kämpfte sein Inneres angestrengt gegen die ihn übermannende Dunkelheit an. Er wollte wirklich nicht sterben. Nicht jetzt, wo die Rettung doch so nahe gewesen war...
Bewegungslos lag er da. Erst als einige Tropfen einer Flüssigkeit seinen Rachen hinab rannen, schien sich entsetzlich langsam etwas in ihm zu regen. Vor seinen geschlossenen Lidern begann sich ein heller Schleier auszubreiten und Jaakov glaubte etwas zu hören. Musik? Was es auch war - es klang dumpf und unglaublich fern. Die feingliedrigen Finger seiner rechten Hand zuckten auf, verkrampften sich mit einem Mal. Seichte Falten begannen sich zwischen den Augenbrauen zu bilden als er die Augen zukniff. Im nächsten Augenblick setzte der Schluckreflex ein. Er wusste nicht um was es sich handelte - rechnete mit Wasser - aber es war flüssig und in Anbetracht des rauen Halses angenehm kühl. Zögerlich streckte er die zitternden Hände aus, ohne überhaupt zu wissen wonach. Er packte zu und ergriff etwas, was sich anfühlte wie prallgefüllter Kunststoffbeutel. Dass da noch eine weitere Hand zu sein schien, die eindeutig nicht die seine war aber den Beutel ebenfalls hielt, hinderte Jaakov kaum daran, die Öffnung, aus welcher die Flüssigkeit austrat, näher an seinen Mund zu führen und zu zudrücken, als wäre es ein Trinkpäckchen. Hastig schluckte er kleine Mengen hinunter, schneller und schneller und konnte kaum noch genug Luft holen. Es war überraschend befriedigend, nicht so wie es das Wasser aus der Leitung des kleinen Badezimmers gewesen war. Doch darum kümmerte sich der Dunkelhaarige nun wirklich nicht. Im nächsten Moment hatte er sich in seiner Gier verschluckt, trank allerdings eilig weiter und unterdrückte wieder einmal den in ihm aufkeimenden Husten. Letztlich musste er doch absetzen und loslassen. Er presste einen Arm auf seinen Mund und hüstelte bis der Reiz verschwunden war. Der Arm sank zur Seite, während sein Mund weit offen stand und Jaakov wie nach einem Marathonlauf keuchte. Nicht eher als jetzt schlug er die Augen auf. Seine Pupillen waren auf das Äußerste geweitet, es war kaum noch etwas der blau schimmernden Regenbogenhaut zu erkennen. Rasch ließ er den Blick zu allen Seiten wandern, richtete ihn dann aber doch auf das Gesicht vor ihm. Es war der Mann, der zuvor auch die Tür aufgebrochen hatte. Er hatte ihn gerettet.
Eine ganze Weile bliebt er noch auf dem Rücken liegen, dann richtete er nur sachte den Oberkörper auf. Aber was... Es dauerte einen Moment bis er realisierte. Seine Gesicht verzog sich. Der Fremde hielt einen beinahe leeren, tropfenden Beutel. Dessen Inhalt war dunkelrot gefärbt... Er brauchte sich nicht über die blutverschmierten Lippen zu lecken, um den metallischen Geschmack auf der Zunge zu schmecken. Dieser war auch so noch präsent genug. Jaakov war noch längst nicht satt und doch versetzte das, was er sich da zusammen reimte, einen ungemeinen Dämpfer. Stockend klappte sein Kiefer auf - und wieder zu. Er spürte die aufsteigende Übelkeit, doch es blieb bei einem Würgen. Was zur Hölle hatte das alles zu bedeuten!? „W-... Warum? ...“ Mehr brachte der schmächtige Junge vorerst nicht zustande.
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David Green

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BeitragThema: Re: 02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff   02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff EmptyMi März 07, 2012 2:29 pm

Beinahe erleichtert seufzte er, als der Junge begann das Blut zu trinken. Zuerst hatte er kaum reagiert, dem Tode schon zu nahe, um seinem Drang nachzugeben, doch schließlich hatte eben dieser ihn ins Leben zurückgeholt und ließ ihn nun gierig das genießen, wonach er sich bis eben noch verzehrt hatte – ohne es zu wissen. Immer größer wurden seine Schlucke, er beobachtete, wie er die Hände nach dem Beutel ausstreckte und half ihm. So groß war sein Durst, dass er sich sogar verschluckte und David lachte leise „Langsam, langsam Junge… es ist genug da“ Schließlich war die erste Konserve leer und er wartete. Nach dem ersten halben Liter würde sich der Körper erst eine Pause gönnen müssen, um es zu verteilen und in wenigen Minuten schon würde der Durst wieder einsetzen, um den ausgedörrten Körper versorgen zu können. In diesem Moment öffnete der junge Mann die Augen und begann sich zu orientieren. „Gut! Du kommst schon zu dir“ Langsam begann er sich aufzurichten und David streckte behutsam die Hand aus und lächelte sanft. „Dir wird etwas schwindelig sein, lass es langsam angehen“ Schließlich schien er zu realisieren, was er getrunken hatte und das Entsetzen stand ihm wahrlich ins Gesicht geschrieben, so dass David ein wenig hilflos das Gesicht verzog. „Nun, das geht uns allen so am Anfang… du brauchst es, also trink. Alles andere erkläre ich dir später, wenn dein Körper sich einigermaßen erholt hat“ Vorsichtig öffnete er eine weitere Blutkonserve und hielt sie dem Jungen hin. Hoffentlich verweigerte er sie nicht, schließlich war dies der einzige weg ihn zu retten. Ihm selbst schnürte sich der Hals zu, bei dem köstlichen Geruch, doch allein der Gedanke, dass dieser Mensch dort unten dafür gestorben war hielt ihn ab auch nur einen Tropfen seine Lippen benetzen zu lassen. Dennoch weiteten sich auch seine Pupillen merklich und er lächelte ein wenig verlegen, als er sich aus der Hocke auf die Knie sinken ließ. „Stell dir vor es wäre schlechter Tomatensaft. Einfach an Tomaten denken, schön rot und saftig“ Er hatte keine Ahnung, wie Tomaten schmeckten, zu lange war es her, dass er menschliche Nahrung zu sich genommen hatte und er war sich nicht einmal sicher, ob er jemals Tomaten gegessen hatte, aber diesen Trick hatte er schon bei dem letzten verirren Vampir angewandt, den er anschließend bei der Elite abgegeben hatte und es hatte geklappt. Das arme Mädchen war völlig verwirrt gewesen und angewidert, doch mit der Tomatenassoziation hatte es geklappt. Inzwischen war sie eine von der Elite geworden, glaubte er zumindest, er hatte sie nie wieder gesehen und das war ein gutes Zeichen. Hätte er gekonnt, hätte er sicherlich die Finger gekreuzt, dass auch diesmal der Tomatentrick funktionieren würde, sonst würde er ihn wohl zur Villa tragen müssen und Reuben würde einen Weg finden müssen, um das Blut seinem Körper zuzuführen…
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Jaakov Evans

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BeitragThema: Re: 02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff   02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff EmptyDo März 08, 2012 2:44 am

Eine wirkliche Erklärung für das alles lieferte man ihm noch immer nicht, dennoch versuchte Jaakov weiterhin standhaft die Fassung zu waren, was ihm in Anbracht der Tatsachen, dass er soeben Blut getrunken hatte - ja, sich sogar regelrecht darüber hergemacht hatte - und tagelang ohne festen Grund in dieser Hütte eingesperrt worden war, erstaunlich gut gelang. Allerdings fühlte er sich auch noch immer viel zu schlaff, als dass er nun hätte einen großen Aufstand beginnen können. Was er wohl ohnehin nicht getan hätte, denn das war selbst in solch einer grotesken Situation nicht seine Art. Der Blick seiner geweiteten Seelenspiegel wanderte zur Seite, hinüber zu dem kleinen Haufen an Blutkonserven, den der Fremde wohl aus dem Keller geholt hatte. Die Leiche. Erneut würgte Jaakov hörbar, presste sich jedoch rasch die Hand auf den Mund und biss sich zusätzlich auf die Unterlippe. Nicht! ... Halbherzig lauschte er der Stimme des älteren Mannes, welche ungewohnt klanglos in seinen Ohren widerhallte, als wären seine Gehörgänge verstopft. Wahrscheinlich war er einfach noch zu sehr benommen. Die zweifelnden Augen ruhten nun wieder auf dem Älteren. Das ging ihnen allen am Anfang so? Was sollte das bedeuten? Sein Gegenüber griff derweil nach einem weiteren Beutel mit dem flüssigen, roten Inhalt. Er öffnete auch diesen und hielt ihn dem Dunkelhaarigen hin. War das sein Ernst? Er sollte noch mehr davon... trinken? „Das ist kein Traum“, stellte Jaakov nun ernüchternd fest, presste die Handflächen gegen seine Stirn und vergrub die Finger in seinem Haar. Ja, bis eben hatte er noch inständig gehofft das hier wäre ein böser und viel zu real wirkender Alptraum, doch das war es nicht. Er war weder ohnmächtig noch träumte er. Ganz offensichtlich war das die Wirklichkeit. Auch wenn er sich rein gar nichts davon erklären konnte. Als er wieder den Blick hob fiel er auf die Blutkonserve. Der Anblick war ekelerregend und zugleich stieg in ihm ein Gefühl auf, dass er kaum deuten konnte. Jaakov schluckte schwer und schüttelte anschließend den Kopf. Nein, das konnte er nicht. Er konnte nicht das Blut eines Menschen trinken. Nicht bei vollem Bewusstsein. Keine Ahnung, was ihn da eben geritten hatte. Er wollte das nicht. „Ich... I-Ich kann das nicht.“ Es klang ein wenig resigniert. Nicht einmal mit der Vorstellung an Tomatensaft hätte er es hinunterwürgen können, da war er sich sicher. Würde er es denn... trinken? Beinahe prüfend flogen die blauen, verschreckt drein blickenden Seelentore über den... Retter, dessen Name er noch gar nicht erfahren hatte, hinweg. Zeitgleich rutschte er noch auf der Matratze ein Stück nach hinten, doch sogleich überkam Jaakov eine Welle des Schwindels, weswegen er sich nun wieder auf den Rücken sinken ließ. Wenigstens damit hatte er Recht gehabt. Das Gesicht zu einer verzweifelten Miene verzogen starrte er hinauf zu der Decke. 'Du brauchst es, also trink.' Nein. Das konnte gar nicht möglich sein...
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David Green

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02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff Empty
BeitragThema: Re: 02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff   02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff EmptyFr März 09, 2012 6:28 am

Ein Seufzen entschlüpfte seinen Lippen und er nickte resignierend. Er wollte ihn nicht zwingen dieses Blut zu trinken, zumal er ihn nur zu gut verstehen konnte. Er selbst hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass Blut eine Notwendigkeit darstellte, doch das hatte auch einige Zeit gedauert und so würde er diesen Neugeborenen garantiert nicht weiter dazu drängen. Etwas unbeholfen betrachtete er die nun geöffnete Blutkonserve und überlegte, ob er sie im Waschbecken entleeren sollte, doch sogleich reifte in ihm ein anderer Plan, der es auch um einiges leichter machen würde den Tod der Leiche zu erklären, ohne dass wieder der Wirbel um Vampire gemacht wurde. Doch bevor er ihn in die Tat umsetzen konnte, erhob der Junge seine Stimme. Seine Worte riefen ein Gefühl des Mitleids in David hervor und er schüttelte den Kopf. „So sehr ich mir wünschte es dir sagen zu können, aber nein. Es ist kein Traum“ Erneut stieg ein Seufzen in seiner Brust auf und er beobachtete, wie sich der junge Mann auf den Rücken sinken ließ, offensichtlich vom Schwindel befallen. Dieser würde wohl noch einen Moment andauern, also hatte er Zeit um seinen Plan in die Tat umzusetzen und dann nichts wie fort von hier, bevor der Junge noch mehr Qualen zu leiden hatte. Obwohl er ihn vielleicht so dazu bekam doch wenigstens noch eine einzige Blutkonserve zu trinken, ein halber Liter war bei weitem nicht genug, um ihn zu stabilisieren. „Bleib hier und ruhe dich einen Augenblick aus, ich bin gleich wieder bei dir…“ Mit diesen Worten stand er auf und in einem Tempo, welchem ein menschliches Auge längst nicht mehr hätte Folgen können, huschte er in den Keller um sich noch mehr Blutkonserven zu besorgen. Hier begann er auch damit seinen Plan umzusetzen und leerte die offene Konserve über dem süßlich duftenden Leichnam aus, worauf noch drei weitere folgten, dann nahm er den Rest der Blutkonserven, öffnete eine und zog eine blutige Spur die Treppen hinauf. Den Raum, in dem der Junge lag, ließ er vorerst unberührt, wollte er ihm doch nicht zu viele Qualen bereiten und trat nach draußen in den Wald, wo er begann das Blut vor dem Eingang zu verteilen und eine Spur bis in den Wald zu legen. Wenn er Glück hatte würde es funktionieren und Wölfe oder andere wilde Tiere anlocken, die sich vielleicht noch über den Kadaver hermachten, oder zumindest würde es so aussehen als hätte ein Kampf stattgefunden. Bis auf zwei Blutkonserven hatte er nun alle geleert und versteckte sie unter einem der Sträucher, wo er sie später am Abend wiederfinden und entsorgen würde. Schließlich kam er wieder in die Hütte und öffnete eine weitere Konserve und begann damit – noch immer von Mozarts Requiem begleitet – Boden und Wände zu bespritzen, bis auch diese leer war, dann wandte er sich dem Jungen zu und hielt ihm die letzte hin. „Es ist die letzte, hast du es dir überlegt?“ Er glaubte die Antwort zu kennen, doch vielleicht machte ihn der Duft des frischen Blutes auch so durstig, dass es nicht standhalten konnte. So oder so würde er ihn tragen müssen, doch zumindest würde er sich besser fühlen, wenn er nicht nur einen halben Liter Blut zu sich genommen hatte. Ansonsten würde er auch diese Konserve benutzen, um die Wände zu beschmieren, was für eine Verschwendung, aber er selbst würde es nicht wagen dieses Blut zu kosten…
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02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff Empty
BeitragThema: Re: 02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff   02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff EmptyFr März 09, 2012 8:06 am

Er hatte es ihm bestätigt. Es war kein Traum. Zitternd zog Jaakov die Luft in seine Lungen. Kein Traum, kein Albtraum und nicht der Tod?
Noch immer die Augen an die Decke gerichtet, da riet ihm der Ältere hier zu bleiben und sich weiterhin auszuruhen. Das würde er tun - müssen, denn anders ging es auch gar nicht. Nur einen Wimpernschlag lang dachte Jaakov, dass er ihn nun doch zurück lassen würde. Kurzzeitig drohte Panik in ihm aufzusteigen. Viel zu verspätet erreichten die Worte des Anderen seine Ohren, drangen durch seine Gehörgänge und wurden dann von seinem Gehirn verarbeitet. Er würde gleich wieder bei ihm sein... Erwartungsvoll legte er den Blick auf den Mann, folgte ihm so gut es ging, bis er durch die Tür hinab in den Keller stieg. Das Bild der Leiche blitzte erneut vor seinem geistigen Auge auf. Er biss sich auf die Zunge, wandte den Blick wieder von der Tür ab. Einfach versuchen... nicht... daran zu denken, dachte er bei sich und schloss die Augen. Leichter gesagt als getan. Was der Andere wohl vor hatte? Mühsam rollte er sich auf die Seite, denn irgendwie wurde ihm noch schlechter, wenn er auf dem Rücken lag. Aber vielleicht bildete er sich dies auch nur ein. Ein paar Mal blinzelte er, dann schloss er seine blauen Augen, wenige Atemzüge lang. Ein süßlicher Duft stieg ihm in die Nase, der zugleich noch viel zu viel metallisches an sich hatte. Er fragte sich, wie lange er wohl brauchen würde, bis er diesen Geruch wieder vergessen konnte. Nur zögerlich fuhr er sich mit der Zunge über die rauen Lippen und erschauderte. Viel zu real.
Dann richtete er seine Seelentore auf die Eingangstür, blickte direkt in Richtung Freiheit. Soweit er erkennen konnte, war es noch nicht wirklich dunkel draußen, zumindest noch längst nicht, was man als stockfinster bezeichnen würde. Im selben Augenblick dann trat der Fremde wieder ein. Jaakov hatte nicht bemerkt, wie er die Hütte verlassen hatte und war so umso überraschter, als er durch die Tür wieder in eben jene eintrat. Weshalb war er draußen gewesen? „Was... Was hast du gemacht?“ Etwas fragendes legte sich über seinen Blick, als er eine neue Blutkonserve, die er in der Hand hielt, öffnete. Was? Aber er hatte ihm doch gesagt, dass er das nicht wo- ... Der junge Untote stockte. Er begann die rote Flüssigkeit im Raum zu verteilen. Die Stirn in Falten gelegt, wollte er sich aufstützen, um noch ein wenig nach hinten zu rutschen, doch es gelang ihm nicht - sein Körper, der wie taub, regte sich keinen Millimeter. Was... Was bezweckte er damit? Eine gräulich riechende Duftwolke begann sich in der Hütte breitzumachen, dessen Geschmack er glaubte sogar auf der Zunge zu merken. Gleich würde jeder einzelne Quadratmillimeter nach... Blut stinken. Als der ältere Mann ihn dann auch noch fragte, ob er wirklich nichts wollte und ihm einen weiteren Beutel entgegen streckte, schwenkte Jaakov den Kopf nur sachte von einer Seite zur anderen. Derweil schien die Speichelproduktion in seinem Mund auf Hochtouren zu laufen und er wusste nicht genau, ob es ankündigte, dass er ich gleich übergeben musste, oder aber... Nein! Nein... Nein, er... er wollte nicht. Der Magen des Jungen, so fühlte es sich zumindest an, zog sich mit einem Mal erbärmlich zusammen und er zog reflexartig die Beine an den Körper. Angestrengt atmete er durch den Mund ein und aus, um den Schmerz ein irgendwie ein wenig erträglicher zu gestalten. Wenn er sich doch nur... ein wenig beeilen könnte...
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David Green

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02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff Empty
BeitragThema: Re: 02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff   02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff EmptyFr März 09, 2012 9:00 am

Er sah, wie der Junge den Kopf schüttelte und nickte seufzend, wobei er die letzte Konserve öffnete und begann sie über den Boden und alles andere zu spritzen, wobei er ihm auf seine Frage antwortete und ihn verstohlen aus den Augenwinkeln beobachtete. Es schien ihm gar nicht gut zu gehen, natürlich nicht. „Ich versuche Wölfe anzulocken, oder andere Raubtiere, um den Menschen in der Stadt eine plausible Erklärung hierfür zu liefern. Nicht dass sie wieder mit Mistgabeln und Fackeln ausziehen um Ungeheuer zu jagen“ Sein Schnauben klang verächtlich und dennoch schien er vollkommen überzeugt von dem was er sagte, erinnerte er sich doch nur zu gut an die Menschen der vergangenen Epochen. Da war dieses Bild durchaus realistisch gewesen. Mit den letzten Spritzern Blut war seine Arbeit hier getan und er machte sich nun daran den Jungen von seinen Qualen zu erlösen. Rasch schob er sich die zwei leeren Konservenhüllen in den hinteren Bund seiner Jeans und kam dann wieder neben ihm zu stehen und ging in die Hocke. Wortlos schob er seine Arme unter seine Knie und unter seinen Rücken und hob ihn scheinbar ohne Mühe von der Matratze. Mit raschen Schritten verließ er die Hütte und lief die Spur entlang, die er gelegt hatte. Am Strauch angekommen setzte er den Jungen kurz ab, stützte ihn dennoch weiterhin mit der anderen Hand, ehe er rasch die letzten Konservenhüllen entsorgte sich schließlich prüfend umsah. „Wir sind im östlichen Teil des Waldes, wenn ich mich nicht irre, also müssen wir nach Norden und noch weiter in den Osten, also dem Sonnenuntergang entgegen, weg von der Sonne.“ Sein Blick legte sich auf das Gesicht des Jungen und er runzelte die Stirn. Konnte er es wagen zu rennen, oder würde ihn das aus der Fassung bringen? In normaler Geschwindigkeit würde er sicher gut zwei Stunden brauchen, bis sie bei der Villa waren, gerannt würde er sich das wohl sparen… „Wie geht es dir?“ Die Frage klang beiläufig, doch demnach würde er entscheiden müssen, wie viel er ihm zumuten konnte – sowie physisch als auch psychisch. Es war kein Kinderspiel das alles einfach so hinzunehmen, zumal er wohl immer noch keine Ahnung hatte, was vor sich ging und so würde er ihm wohl einiges erklären müssen. Beinahe hätte er gequält das Gesicht verzogen. Wieso musste er ihnen immer über den Weg laufen, diesen Neugeborenen, die keine Ahnung hatten? Er würde wohl rennen, dann konnte er ihn bei Reuben abgeben und ihm das ganze lästige Zeug übertragen, wozu er sich nicht imstande sah – einen Neugeborenen einzuweihen…
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Jaakov Evans

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BeitragThema: Re: 02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff   02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff EmptyFr März 09, 2012 10:31 am

Eher halbherzig hörte Jaakov noch den Worten des Fremden zu, auch wenn er ihm die Frage ja gestellt hatte. Er bekam nur irgendetwas von Wölfen, Raubtieren und Ungeheuern mit. Groß kümmern tat er sich jetzt nicht drum. Vielleicht würde er es später wieder aufgreifen, wenn er sich später noch daran erinnerte. Falls. Jetzt erst mal war er angestrengt bemüht, bei den Schmerzen nicht wieder vollends den Verstand zu verlieren. Das hatte mit Sicherheit irgendetwas mit dem Blut zu tun. Doch bevor der ahnungslose Junge weitere Vermutungen aufstellen konnte, wurde er von der Matte gehoben und befand sich anschließend in den Armen des Älteren. Er schien also mit seiner... Tätigkeit fertig geworden zu sein. Für den Moment krallte sich der Junge regelrecht an ihn, denn es wirkte unglaublich hoch und beinahe hätte er Angst gehabt, nach unten fallen gelassen zu werden. Erst als sie die Hütte verließen, entspannte er sich einigermaßen, auch wenn das Licht der dämmernden Sonne viel zu grell für die empfindlichen Augen war, immerhin hatte in den letzten Tagen kaum bis gar kein Tageslicht gesehen. So kniff er die wasserfarbenden Seelenspiegel zusammen, bis er abgesetzt wurde. Ein wenig irritiert blickte er sich um, beobachtete seinen Retter dabei, wie er die leeren Kunststoffbeutel entsorgte. Den Blick benommen durch den Wald fahren lassend atmete Jaakov einmal deutlich hörbar schwer aus. Wenigstens tat die frische Luft gut, wenn er sich das nicht einbildete. Auf die Frage des Anderen hin, blickte er ihn wieder an. Wie es ihm ging? Immer noch nicht wirklich besser. Würde es denn irgendetwas ändern, wenn er nun die Wahrheit sagen oder lügen würde? „Es... Es geht“, war letztendlich seine Antwort. Nicht gut, nicht schlecht. Nein, sondern: Es geht. Darin konnte man viel hineininterpretieren. Hätte Jaakov gewusst, was er nun mit ihm vorhatte, dann hätte er vielleicht gesagt, dass es ihm elendig ging und er am Liebsten auf der Stelle sterben würde. Im Grunde... wäre das auch in gewisser Weise der Wahrheit nahe gekommen. Viel besser als diese verdammte Ungewissheit wäre es gewesen.
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BeitragThema: Re: 02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff   02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff EmptyFr März 09, 2012 10:45 am

Mit einem Nicken quittierte er die Worte des Jüngeren und sah sich dann noch einmal prüfend um. Die Sonne stand schon so tief, dass ihre Strahlen dennoch hier und dort durch die dichten Blätter fielen. Sie hatten sowieso keine Zeit, der Junge war noch nicht sehr alt und wenn er zu lange den Strahlen ausgesetzt war, so schwach und verwundbar, dann wäre alles umsonst gewesen. Außerdem schien er ihn hier in der Sonne noch fahler und ausgemergelter als in der Hütte und schwach, wie er noch keinen Vampir gesehen hatte. Er würde es nicht mehr lange machen, also fasste er seinen Entschluss und hob den jungen Mann wieder hoch. „Wir werden jetzt ziemlich schnell laufen, bitte halt dich gut fest und versuch so ruhig wie möglich zu bleiben. Ich verspreche es dir später zu erklären“ oder Reuben… noch einmal warf er ihm einen ruhigen vertrauensvollen Blick zu und rannte los...


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BeitragThema: Re: 02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff   02.03.1998 - 19:45 Uhr - ehemaliger Unterschlupf von Patricía Lefyff Empty

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